Unser Datenwissenschaftler Matthias Biber und unser Gruppenleiter Christian Hof haben sich gemeinsam mit ihrer Kollegin Alke Voskamp vom Senckenberg Biodiversitäts- und Klimaforschungszentrum in Frankfurt der (großen) Herausforderung einer globalen Analyse von Reptiliendaten bemüht, um zu erfahren, wie sich deren Verbreitung und Vielfalt in einem sich wandelnden Klima entwickeln wird. Der Zeitraum der Analysen und Projektionen erstreckt sich über 85 Jahre und modelliert die Verbreitung und das Artenreichtum von Reptilien in den Jahren 1995, 2050 und 2080.
Vor dem Hintergrund der Tatsache, dass der schwindende Fortbestand von Lebensräumen, aber auch die Jagd auf Arten sowie andere anthropogene Störungen große Hindernisse für die Lebensbedingungen von Reptilien darstellen (Böhm et al. 2013), ist ein solches Forschungsprojekt umso wichtiger.
Um die potenzielle zukünftige Verbreitung von Reptilien und die Verteilung ihrer Biodiversität auf globaler Ebene zu untersuchen, verwendeten die Autoren Artverbreitungsmodelle: statistische Modelle, die das Vorkommen von Arten mit derzeitigen Umweltbedingungen korrelieren und potenzielle Verbreitungen auf zukünftige Klimaszenarien projizieren. Nach Modellprojektionen für 6.296 Reptilienarten werden die Verbreitung und Diversität von Reptilien nicht nur weltweit, sondern auch in den meisten zoogeographischen Gebieten abnehmen. Südafrika, Australien und Brasilien zeigen hierbei voraussichtlich den stärksten Rückgang des Artenreichtums.
Allerdings konnten die Modelle nicht alle Arten abdecken: Für 3.768 Arten mit einer besonders kleinen Verbreitungsausdehnung, die die Verwendung in Artverbreitungsmodellen ausschließt, wurde die zukünftige Entwicklung der klimatischen Bedingungen innerhalb der gegenwärtigen geographischen Verbreitung jeder Art bewertet. Im Vergleich von modellierten und nicht modellierten Arten stellte sich heraus, dass letztere, also die kleinräumig verbreiteten Arten, wesentlich stärker von klimatischen Veränderungen betroffen sind.
Was können wir tun, um den anhaltendenund prognostizierten Rückgang des Artenreichtums bei Reptilien zu stoppen, der in den meisten Regionen der Welt stattfinden wird?
Angesichts der Tatsache, dass Reptilien nicht „gleichmäßig“ auf der Erde verteilt sind, was vor allem auf die Anforderungen an ihre Lebensräume zurückzuführen ist, muss damit gerechnet werden, dass sie sich künftig durch Ausbreitung und Anpassung weitaus weniger wahrscheinlich selbst erhalten können werden als manch andere Arten. Die Studie unterstreicht daher – neben der offensichtlichen Forderung nach einem globalen Klimaschutz – die Notwendigkeit, existierende Lebensräume, insbesondere für Reptilien, weltweit zu erhalten.
Referenzen
Böhm, M., Collen, B., Baillie, J.E., Bowles, P., Chanson, J., Cox, N., Hammerson, G., Hoffmann, M., Livingstone, S.R., Ram, M. & others (2013) The conservation status of the world’s reptiles. Biological Conservation, 157, 372–385.